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Channel: Markt Archive - Der Teilzeit­investor
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Der Crash ist schon da

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Seit einigen Jahren schon warten alle auf den großen Crash, der die ungewöhnlich lange Aufwärtsbewegung an den Börsen beendet. Tatsächlich drehte sich schon der erste Beitrag in diesem Blog vor dreieinhalb Jahren um dieses Thema. Es gab zwischenzeitlich zwar immer mal wieder ein paar kleinere Korrekturen an den Märkten, aber der Aufwärtstrend ist seit fast 10 Jahren intakt, weder Brexit noch Trump konnten der Aktieneuphorie bislang nennenswert schaden.

Mittlerweile verdunkeln sich die Wolken aber zusehends, der beginnende Zoll- und Wirtschaftskrieg zwischen USA, EU und China trübt die Aussichten für die Weltwirktschaft. Und was soll ich sagen, bei mir ist der Börsencrash im Depot schon angekommen. Seit Anfang des Jahres hat sich fast ein Viertel des Depotwertes in Luft aufgelöst.

Was ist ein Crash?

Was unterscheidet jetzt eigentlich eine harmlose Korrektur von einem veritablen Crash? Eine allgemeingültige Definition gibt es dafür nicht, aber üblicherweise spricht man bei Kursrückgängen von zehn bis zwanzig Prozent noch von einer einer Korrektur, vor allem, wenn es danach wieder bergauf geht. Bei einem noch größeren Absturz auf breiter Front ist im allgemeinen von einem Crash die Rede. Beispielsweise stürzte am Schwarzen Montag 1987 der Dow Jones um 22,5 Prozent ab.

Nun ist mein Depot nicht an einem Tag abgestürzt, aber die Größenordung trifft leider zu: Im Januar hatte das Depot zuletzt einen Rekordstand erreicht. Seitdem ging der Wert um schwarzermontaghafte 22 Prozent zurück.

Depotentwicklung 2018

Wie kann das sein, wo die Börsenindizes sich in den letzten Monaten zwar nicht überragend entwickelt haben, aber auf hohem Niveau zumindest stagnieren? Ist der Teilzeitinvestor einfach der schlechteste Anleger der Welt?

Nun, glücklicherweise sind nicht alle meine Aktien so abgestürzt, sondern nur mein sogenanntes Abgeltungssteuerdepot. Dieses Depot bei der ING-Diba umfasst alle Aktien, die ich bis 2009 gekauft habe. Auf diese Aktien wird keine 25-prozentige Abgeltungssteuer beim Verkauf fällig, da die Steuer erst mit Wirkung zum 1. Januar 2009 eingeführt worden ist und es einen Bestandsschutz für Altaktien gab. Damit es nicht irgendwann mal Probleme bei der steuerlichen Behandlung gibt, habe ich alle Neukäufe seit 2009 in einem getrennten Depot bei der DKB getätigt. Das Problem: Im Abgeltungssteuerdepot befinden sich einige Aktien wie die Deutsche Post oder Daimler, die in letzter Zeit dramatisch schlechter gelaufen sind als der Markt.

Aber alles Schlechte hat auch sein Gutes: Für das gezahlte Lehrgeld gab es zumindest ein paar Erkenntnisse:

Rebalancing is a thing

Ich habe mein Abgeltungssteuerdepot seit 2009 nicht mehr angefasst. Anfangs war die Zusammensetzung halbwegs ausgewogen: zwar mit starkem Schwerpunkt auf Deutschland, aber immerhin diversifiziert auf zwölf Werte aus unterschiedlichsten Branchen, von denen keiner mehr als 15 Prozent Gewicht hatte.

In den folgenden Jahren haben sich die Aktien stark unterschiedlich entwickelt: Einige Firmen gingen pleite (Q-Cells, Solarworld), andere haben sich im Wert zwischenzeitlich fast verdreifacht (Daimler, Post, Lufthansa). Mit dem Effekt, dass im Januar 2018 die drei erfolgreichsten Firmen drei Viertel des Depotwertes ausgemacht haben. Eigentlich ja ein schöner Effekt, dass man Aktien im Depot hat die viel besser laufen als der Markt. Aber das macht das Depot dann eben anfälliger für Schwankungen: Wenn die Deutsche Post, wie aktuell passiert, innerhalb von drei Monaten ein Drittel an Wert verliert, zieht das die Gesamtperformance des Depots um fast zehn Prozent nach unten.

Wenn die Gewichtung so stark aus dem Ruder läuft, dass einzelne Werte das Depot maßgeblich bestimmen, muss man aktiv werden, um das Risiko wieder in den Griff zu bekommen. Entweder, indem man einen Teil der Gewinneraktien verkauft und in andere Werte anlegt. Was speziell bei meinem Abgeltungssteuerdepot ungünstig ist, da ich beim Verkauf den Steuervorteil verliere. Oder halt indem man frisches Geld oder ausgeschüttete Dividenden so anlegt, dass es ein Gegengewicht zu den überdurchschnittlich gelaufenen Werten bildet. Letzeres habe ich zum Glück getan.

Diversivikation wirkt

Der Crash hat glücklicherweise nur in meinem Abgeltungssteuerdepot in dieser Dramatik Spuren hinterlassen. Mein zweites, stark Indexfonds-lastiges Depot ist seit Jahresanfang zwar auch nicht überragend gelaufen, aber liegt insgesamt noch ganz knapp im positiven Bereich. Während mein Abgeltungssteuerdepot mittlerweile fast ausschließlich von deutschen Werte dominiert wird, habe ich mit dem zweiten Depot ganz bewusst in andere Märkte investiert und dort vor allem in Indexfonds, die mittlerweile fast die Hälfte meiner Aktienanlagen ausmachen.

Buy and hold funktioniert

Auch wenn einige Firmen aus dem Abgeltungssteuerdepot mittlerweile pleite sind, und andere in den letzten Monaten stark gerupft wurden, bin ich insgesamt immer noch sehr deutlich im Plus. Tagesgeld hätte mit dem gleichen Anlagehorizont weniger Rendite gebracht als Aktien. Noch besser sieht es aus, wenn man die ausgeschütteten Dividenden mit berücksichtigt. Daimler hat beispielsweise für eine Aktie, die vor neun Jahren 26 Euro gekostet hat, bis heute über 21 Euro an Dividende ausgeschüttet. Und auch wenn es für Daimler, Lufthansa oder die Post im Moment nicht so rosig aussieht: Langfristig traue ich diesen Aktien eine Erholung zu. Und bis dahin werden zumindest fleissig Dividenden an mich ausgezahlt.


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